Samstag, 22. März 2008

Nachtgedanken



Erlauben Sie mir ein paar Gedanken zur Liebe. Obwohl ich diesem vielseitigen, schillernden Phänomen, je älter ich werde und je mehr Facetten dieses Phänomens ich begegnet bin, immer sprachloser gegenüberstehe. Ich werde auch immer wieder von Aspekten der Liebe überrascht, die ich noch nicht kannte und nicht für möglich hielt. Die Liebe ist wie ein Aal, man will sie mit Worten packen, doch sie entwindet sich. Die Liebe wurde schon mit so vielen Begriffen umschrieben, man versuchte sie zu katalogisieren, indem man Agape von Eros und geschlechtliche Liebe zum Beispiel von Freundesliebe oder Mutterliebe oder gar Vaterlandsliebe unterschied, aber das alles trifft meines Erachtens den Kern der Sache nicht. Was könnte der Kern der Sache denn sein? Vielleicht die Bedingungslosigkeit. Ja, wahre Liebe ist immer bedingungslos, sie lässt sich nicht erkaufen, sie lässt sich nicht erzwingen, sie lässt sich nicht erbetteln und sie lässt sich nicht verdienen. Liebe ist immer ein Geschenk, sie ist der Kontrapunkt zum Warencharakter, der menschlichen Beziehungen normalerweise anhaftet, sei es nun im Geschäftsleben oder auch in einer Ehe (wobei das ja nicht zwingend heissen muss, dass Liebe in der Ehe nicht vorkommen und sich nicht sogar im Geschäftsleben ereignen kann), aber Liebe ist eben gerade nicht das "do, ut des", ich gebe, damit du mir gibst. Liebe ist das Grosszügigste, was es gibt auf dieser Welt, ohne Liebe wäre diese Erde wahrlich ein trüber, trostloser und einsamer Ort. Obwohl es Gott nicht gibt, behaupte ich doch, dass die Liebe das grösste Geschenk Gottes an den Menschen ist, sie ist das Fünklein, das in unseren Seelen entzündet wurde. In der Liebe ist Geben seliger denn Nehmen, oder vielmehr: nur, wer liebt, kann auch die Erfahrung des Geliebtwerdens machen, hier wird auf einer Frequenz gesendet und empfangen.
Ach, vergessen Sie es. Das Phänomen der Liebe entwindet sich auch meinen Worten wie ein Aal.

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