Donnerstag, 27. März 2008

Die sensible Tomate



Es war einmal eine Tomate, die war sehr sensibel und schüchtern, sodass sie sicher errötet wäre, wenn ihr jemand ein Kompliment gemacht hätte und wenn sie überhaupt noch hätte röter werden können als sie es schon war. Es war nämlich eine schöne, saftige, sonnengereifte Tomate. Natürlich gab es genügend brutale Menschen, die nur zu gerne in sie hineingebissen hätten. Aber die Tomate, die zwar sensibel war, jedoch nicht im mindesten masochistisch veranlagt, hatte einen gesunden Überlebenstrieb. So rollte sie, nach einer glücklich verlebten Jugend an der Mutterpflanze auf dem Gemüsestand eines italienischen Bauern gelandet, tollkühn einfach davon. Sie rollte mit dem unverschämten Glück der Naiven quer durch den Moloch der Stadt Florenz, in deren Kinos perfiderweise soeben der neueste Hollywoodstreifen mit dem Titel “Angriff der Killertomaten” gezeigt wurde, rollte also davon, ohne von Autos zerquetscht, von Füssen zertrampelt, von Polizisten eingefangen und gescheibelt als Beilage zu einem Frühstückssandwich exekutiert zu werden. Sie rollte davon und raus aus der Stadt in die friedlichen Felder der Toscana hinein.

Es war ein überaus sonniger, heisser Tag. Unsere sensible Tomate wurde müde und wollte ein kleines Schläfchen machen.

Man ahnt schon, wie die Geschichte endet. Matschig und faulig werdend, überlebt die Tomate die Siesta im trockenen Staub wohl kaum.

Was beweist, dass das Leben der Tomaten so oder so kurz und tragisch ist.

1 Kommentar:

penelope hat gesagt…

Lieber Christian

Ich habe dein wunderbares Bild, diese saftige Tomate, entdeckt und wollte dich fragen, ob ich es für einen Arbeitszweck (Tischkärtchen)Benutzen darf?
Ich wäre dir unendlich Dankbar (man findet nicht überall so schöne Bilder).

Liebe Grüsse
penelope