Donnerstag, 19. Februar 2009

Wenn ich die Politikerinnen und Politiker im Fernsehen sehe und vor allem höre, die eigenen natürlich, aber auch die ausländischen, dann kann ich gar nicht begreifen, wie noch jemand ihren Worten den geringsten Glauben schenken kann. Überall wird Theater gespielt, was vorgegaukelt, so getan als ob, werden Lösungen versprochen, die keine sind, oder ein Durchblick vorgetäuscht, der keineswegs vorhanden ist. Ja, es ist im Allgemeinen nicht einmal der gute Wille vorhanden, Lösungen zu finden, wie vorgegeben wird, sondern es dominieren Eitelkeit, Geltungsdrang, Machthunger und egoistische Bereicherungssucht. Das gilt übrigens nicht nur für die Politik, sondern auch für weite Teile des Wirtschaftslebens. Manchmal stosse ich auf ein Interview mit einem wirklich klugen Wissenschaftler oder einem wahren Intellektuellen, und dass ich es jeweils so als Highlight empfinde, dessen Ausführungen zu folgen, zeigt, wie sehr ansonsten das Mittelmass (um nicht zu sagen: eine mehr schlecht als recht verhüllte Dummheit) regiert.
Nein, es sieht nicht so aus, als ob wir die Zukunft im Griff hätten – nicht als Einzelne, aber auch nicht als Nation oder gar als ganze Menschheit. So was wie Nachhaltigkeit ist doch nicht mehr als ein frommer Wunsch. Die Wahrheit ist: Genauso wenig, wie wir uns um das Allgemeinwohl kümmern, scheren wir uns einen Dreck um die Nachwelt oder um kommende Generationen. Wir betreiben unsere «Ich-AGs» und der Rest kann den Bach runter gehen. Die, die kommen, werden selber schauen müssen. Nehmen wir beispielsweise das Klima. Seriöse Wissenschafler gehen davon aus – so genannt anerkannte Wissenschafler, die Lehrstühle an renommierten Universitäten haben, Klimatologen und Meterologen, nicht etwa irgendwelche Ökofundis oder Weltunterhangspropheten –, dass die Menschen in ein paar wenigen Generationen mit einem Klima wird leben müssen, das durchschnittlich bis zu 10 Grad wärmer sein wird, als es noch in meiner Kindheit war (die ersten paar Grad haben wir bereits einkassiert). Gut, wir selbst werden die 10 Grad nicht mehr erleben, aber die heutigen Kinder wahrscheinlich schon, wenn die 80 oder 100 werden. Und was geschieht? Nichts!

Die Klimaerwärmung, erfuhr ich unlängst in einer hochinteressanten Dokumentation im Fernsehen, geht viel schneller vonstatten, als man sich das vorgestellt hat, und zwar aus den folgenden Gründen. Es gibt zwei Phänomene, die die Temperaturentwicklung unseres Klimas beeinflussen: das eine ist die Verdunkelung, auf Neudeutsch Globel Dimming, 1985 vom ETH-Professor Atsumu Ohmura entdeckt, das andere der Treibhauseffekt. Was die Verdunkelung ist, lässt sich einfach erklären. Wenn der Himmel bewölkt ist, ist es sofort weniger warm, als wenn die Sonne scheint. Eine Wärmereduktion durch Verdunkelung lässt sich auch beobachten, wenn ein grosser Vulkanausbruch stattfindet. Der Ausbruch des Krakataus im Jahr 1883 zum Beispiel löste nicht nur eine Flutwelle („Tsunami“) aus und kostete 30'000 Menschen das Leben, sondern es wurden auch 16 km³ Asche (bei den heftigen Ausbrüchen des Mount St. Helens und dem Pinatobu waren es unter 1 km³) bis 80 km hoch an die Grenze der Atmosphäre geschleudert, wodurch auf der Nordhalbkugel die Durchschnittstemperatur um 0,5 bis 0,8° Celsius sank und einen ungewöhnlich kühlen, verregneten Sommer mit katastrophalen Missernten zur Folge hatte. Die Verdunkelung kann aber auch auf weit weniger spektakuläre Ursachen zurückgeführt werden: zum Beispiel auf Luftverschmutzung, Smog, Kondensstreifen von Flugzeugen etc.

Sollen wir nun also die Luftverschmutzung anheizen, um die Klimaerwärmung einzudämmen? Keine gute Lösung, denn die Luftverschmutzung verursacht u.a. Atemwegserkrankungen, Krebs und weitere Garstigkeiten medizinischer Art. Wir können und müssen also die Luftverschmutzung eindämmen – mit Katalysatoren, Russpartikelfiltern und ähnlichem. Das geschieht auch. Damit heizen wir aber die globale Erwärmung weiter an, welche bis jetzt von Global Dimming gebremst wurde (das Sonnenlicht, das bis zur Erdoberfläche gelangt, nahm seit den späten 1950er Jahren weltweit um etwa 10 Prozent ab). Und gegen die Ursachen des Treibhauseffekts wird gleichzeitig weiterhin sozusagen nichts getan.

Wir wollen uns in der heutigen Schulfunksendung die beiden Phänomene – Verdunkelung und Treibhauseffekt – noch etwas genauer anschauen. Über die letzten 40 Jahre hat sich die Tageslichtintensität durch Verdunkelung zwischen 8 % und 30 % verringert. Diese Schwankungen unterliegen regionalen Unterschieden. So ist die höchste Verdunklung auf dem Gebiet von Russland zu messen. Auf dem afrikanischen und amerikanischen Kontinent ist die Verdunklung mit ungefähr 15 % gemessen worden. Die geringste Verdunklung ist auf dem nordeuropäischen Kontinentteil und dem australischen Kontinent zu erkennen. Inwieweit das Rückschlüsse auf das Umweltbewusstsein der Einwohner gibt, muss in einer tiefergehenden Erforschung geklärt werden.

Gründe und Auswirkungen

Derzeit geht man davon aus, dass dieser Effekt auf die erhöhte Konzentration von Aerosolen in der Atmosphäre zurückzuführen ist. Diese entstehen bei der Verbrennung organischer Materie (Holz, Kohle, Öl, Gas). Dementsprechend sind die wichtigsten Verursacher die grossen Industrienationen in Asien, Nordamerika und Europa. Aber auch brennende Ölquellen in Kuwait oder Brandrodungen des Regenwaldes, etwa in Brasilien, sind als Ursachen zu nennen.
Die ausgestossenen Kleinstpartikel absorbieren zum einen das Sonnenlicht, zum anderen kondensiert an ihnen Wasser, und es bilden sich helle Wolken, die das Sonnenlicht ins All reflektieren. Weniger Sonnenlicht bedeutet zum einen die Abkühlung der Atmosphäre, zum anderen aber auch weniger Verdunstung am Boden und somit weniger Niederschlag. Der Boden ist feuchter, es gibt mehr Wolken, aber es regnet weniger.
Globale Verdunkelung hat, wie gesagt, einen der Globalen Erwärmung entgegengesetzten Effekt. Während die Globale Verdunkelung durch Reflektion der Sonnenstrahlen das Klima abkühlt, erhitzten Treibhausgase wie CO2 und FCKW die Atmosphäre. Diese Auswirkungen haben sich in den letzen 100 Jahren die Waage in etwa gehalten. Mit der zunehmenden Filterung von Abgasen in der Welt steigt proportional dazu die Globale Erwärmung. Da die Temperatur in den letzten 100 Jahren um 0,6 °C gestiegen ist, beruhen alle derzeitigen Klimamodelle auf der trügerischen Annahme, dass das Klima robuster gegenüber dem Treibhauseffekt ist als ursprünglich angenommen. Einerseits wirkt sich der Effekt der Globalen Verdunkelung stärker abkühlend aus, andererseits ist auch der erhitzende Treibhauseffekt viel stärker als bisher prognostiziert.
Man geht davon aus, dass die globale Verdunkelung durch ihre abkühlende Wirkung das bisherige Ausmass des Treibhauseffekts gedämpft hat. Erfolgreiche Massnahmen zur Bekämpfung der Globalen Verdunkelung (Verringerung des Partikelausstosses durch Filter usw.) und damit einhergehend eine Verringerung der Globalen Verdunkelung könnten also bedeuten, dass die Erwärmung des Klimas nicht wie bisher von manchen Klimaforschern angenommen bis zum Jahr 2100 «nur» 5°Celsius beträgt, sondern unvorstellbare 8 bis 10 Grad.
Einige Klimaforscher haben die Hypothese aufgestellt, dass die von Flugzeugen verursachten Kondensstreifen einen Beitrag zur Globalen Verdunkelung leisten, doch der stetige Luftverkehr liess eine Überprüfung der Hypothese nicht zu. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 galt für 3 Tage ein Flugverbot für die gesamten USA . In dieser Zeit wurde dort beobachtet, dass die Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht um 1,1 °C höher war als einen Tag vor oder nach dem Flugverbot. Die Aussagekraft einer einzigen Messung über einen derart kurzen Zeitraum ist jedoch, verglichen mit jahrzehntelangen Messreihen, gering.

Wie gesagt: Zur Bekämpfung des Treibhaus-Effekts geschieht – parallel zu Reduktion der Verdunkelung – also gleichzeitig sozusagen nichts. Zwar gibt es bekanntlich das Kyoto-Protokoll. Das Kyoto-Protokoll ist ein Zusatzprotokoll zur Ausgestaltung der Klima-Rahmenkonvention der Vereinten Nationen für den Klimaschutz. Es schreibt verbindliche Ziele für die Verringerung des Ausstosses von Treibhausgasen fest, welche als Auslöser der globalen Erwärmung gelten. Die reglementierten Gase sind: Kohlendioxid (CO2, dient als Referenzwert), Methan (CH4), Distickstoffoxid (Lachgas, N2O), Teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW/HFCs), Perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW/PFCs) und Schwefelhexafluorid (SF6).
Die Vertragsstaaten haben das Ziel, ihre Emissionen bis zum Jahre 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Die einzelnen Länder haben dabei unterschiedliche Vorgaben, die vor allem von ihrer wirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Für die EU ist eine Senkung der Emissionen um 8 Prozent vorgesehen, Russland und die Ukraine haben sich dazu verpflichtet, das Emissionsniveau von 1990 nicht zu überschreiten und für die boomende Volksrepublik China, das wirtschaftlich rasch wachsende Indien und für die Entwicklungsländer sind gar keine Beschränkungen vorgesehen.
Das Protokoll wurde 1997 verhandelt und auch verabschiedet. Es sollte jedoch erst in Kraft treten, sobald mindestens 55 Staaten, die zusammengerechnet mehr als 55% der Kohlenstoffdioxid-Emissionen des Jahres 1990 verursachten, das Abkommen ratifiziert haben. Die Zahl von mindestens 55 teilnehmenden Staaten wurde mit Islands Ratifikation am 23. Mai 2002 erreicht. Mit Russlands Ratifikation unter Putin am 18. November 2004 mit etwa 18 % Anteil der CO2-Emissionen wurde auch die zweite Bedingung erfüllt, worauf das Kyoto-Protokoll 90 Tage nach der Ratifizierung durch das Russische Parlament am 16. Februar 2005 in Kraft trat. Zu diesem Zeitpunkt hatten 141 Staaten ratifiziert, die zusammen 85% der Weltbevölkerung und einen CO2-Ausstoß von 62% abdeckten.
Einige Staaten, wie die USA, Australien, Kroatien und das Fürstentum Monaco haben das Protokoll zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert. Mehrere OPEC-Staaten haben hingegen ihre Vorbehalte aufgegeben und ratifiziert. Allerdings haben die meisten beigetretenen Staaten ihren Kohlendioxid-Ausstoss seit 1990 drastisch erhöht, so dass das ursprüngliche Ziel der Industrieländer, die Emissionen um durchschnittlich sechs bis acht Prozent zu senken, in weite Ferne gerückt ist.

Über die Folgen der globalen Erwärmung lässt sich heute bloss spekulieren. Aber eines ist sicher: Sie werden unvorstellbar unangenehm sein. Einen kleinen Vorgeschmack haben wir in den letzten Jahren durch Unwetter, Stürme, Hitzeperioden, Überschwemmungen etc. erhalten. Was durch «Catrina» in New Orleans geschehen ist, hätte man noch vor kurzem als Schauermärchen aus den Filmküchen Hollywoods abgetan. Ozeane werden steigen, Land wird im Meer versinken, das Eis in der Arktis schmilzt, Reisernten bleiben aus, Flüssen treten über die Ufer. Apokalyptische Szenarien werden zur Alltäglichkeit. Weltweit stirbt eine immer grössere Anzahl von Menschen an den Folgen der Hitze (im Jahr 2000 waren es weltweit bereits 150'000, in «unserem» Hitzesommer 2003 waren es europaweit etwa 30'000 Menschen). Der Klimawandel bedroht jede zweite Pflanzenart in Europa. Dass es in 100 Jahren keine Eisbären mehr geben wird, ist noch das kleinste Problem. Nur die Fliegen und andere Insekten werden den Klimawandel unbeschadet überstehen. Sie werden fruchtbar sein und sich mehren, so wie es einst die Dinosauriern taten und dann die Menschen nach biblischem Gebot und mit den zu erwartenden Folgen in einer Geschichte, die demnach – zumindest auf dieser Ebene – nie und nimmer ein Happy-end haben kann.

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