Freitag, 11. April 2008

1989



Am 1. Februar 1989 beginnt Felix in Zürich bei einer Umweltorganisation zu arbeiten, der ein Verlag angeschlossen ist. In diesem Verlag, der Ökoliteratur und Umweltpamphlete verlegt, übernimmt Felix die verschiedensten Aufgaben, unter anderem wird er Redaktor einer Fachzeitschrift mit dem Titel «Freunde der Erde» und eines Jugendjahrbuchs, das den Namen «Der kleine Eisbär Knut» trägt. Felix beginnt mit dem kleinen Eisbär Knut 1990 und wird bis zum kleinen Eisbär Knut 2001 durchhalten. Während er im ersten halben Jahr noch zwischen Basel und Zürich hin- und herpendelt, bezieht er im Juli eine moderne Zweieinhalbzimmerwohnung im Zürcher Kreis 5, der damals noch nicht schick und trendy ist, sondern sozusagen zur offenen Drogenszene gehört. Aber unser Thema ist ja weder Wohnen noch Arbeiten, sondern Reisen, und deshalb wollen wir es nicht unterlassen, zu erwähnen, dass Felix anfangs der neunziger Jahre sich auf ein paar kleinere Reisen nach Berlin, nach München, nach Venedig und immer wieder nach Amsterdam begibt. Auf der Venedig-Reise, die Felix unternimmt, wenn die Stadt am schönsten ist, nämlich im Winter, aber nicht während der Karnevalszeit, sondern vorzugsweise zwischen Weihnachten und Neujahr, ereignen sich ein paar Seltsamkeiten, die wir in diesem Journal nicht unterschlagen wollen. Nämlich trifft Felix völlig überraschend auf einen seiner Dichterfreunde (wir haben ihn schon kennengelernt, Stichwort ranzige Butter, alter Fritz und Tsunami am Doubs), der mit seinem Freund oder Partner im selben Hotel logiert, dann rettet er einem höflichen Koreaner, der aus unerfindlichen Gründen von der Terrasse des Hotels aus ins Wasser gefallen ist, sozusagen das Leben, worauf sich dieser mit unzähligen förmlichen Verbeugungen bedankt, dazwischen isst er zusammen mit seinen Berner Bekannten in bis auf den Patron und seine Familie leeren Kneipen wunderbare Sepia-Spaghetti und streift durch nur von Katzen und Hunden bevölkerte Gassen und Gässchen und erfreut sich am milden Dezemberlicht, mit dem die Stadt geschmückt ist – wenn es nicht gerade wie aus Kübeln giesst, was natürlich Ende Dezember in Venedig auch vorkommen kann. In Venedig im Dezember fühlt Felix sich wohl, er kommt sich vor wie in einer anderen Zeit in dieser Stadt der leeren Plätze und mit einer Akustik ohne Autolärm. Es entrückt seinen Geist von der manchmal nur schwer zu ertragenden Gegenwart.

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