Freitag, 30. November 2007

1978




US-Präsident Jimmy Carter, der vormalige Erdnussfarmer, trifft sich in Bonn mit den Vertretern der sieben wichtigsten Industrieländer (USA, Japan, Grossbritannien, Frankreich, Kanada, Italien), Kernthema des Treffens der so genannten G 7 ist die Belebung der Weltwirtschaft. Im US-amerikanischen Camp David verhandeln die Aussenminister Vance (USA), Dajan (Israel) und Kaamel (Ägypten) über eine Friedenslösung in Nahost. Ägypten wird daraufhin von den übrigen arabischen Staaten isoliert. In Nicaragua beginnt der Bürgerkrieg gegen das Regime Somoza; in Rhodesien einigen sich Ministerpräsident Jan Smith (der kürzlich, jetzt vom 30. November 2007 aus gesehen, gestorben ist) und die gemässigte schwarze Opposition auf die Übergabe der Regierung an die schwarze Bevölkerungsmehrheit bis zum Jahresende. In Italien wird der christdemokratische Politiker Aldo Moro entführt und später ermordet. Nordindien wird von der grössten Flutkatastrophe seit Menschengedenken heimgesucht.
Am 16. Oktober wird der Pole Karol Wojtyla als Johannes Paul II. zum neuen Papst gewählt, nachdem sein Vorgänger Johannes Paul I. nur 34 Tage im Amt war. Er ist seit 456 Jahren (der vermeintlich deutsche, tatsächlich jedoch niederländische Papst Hadrian VI. kam 1522 ans Pontifikat) der erste Nichtitaliener auf dem Heiligen Stuhl. In den USA werden Chlorfluorkohlenwasserstoffe als Treibgas wegen der die Ozonschicht zerstörenden Wirkung verboten. Das erste Retortenbaby wird geboren. Die USA starten zwei Pioneer-Sonden in Richtung Venus. Mit Muhammed Ali wird erstmals ein Boxer zum dritten Mal Weltmeister aller Klassen (gegen Leon Spinks).
1978 ist das Jahr folgender Bands, Sängerinnen und Sänger: Wings, ABBA, Kate Bush, Bee Gees, Boney M., The Commodores, John Travolta & Olivia Newton-John, 10CC, Boomtown Rats, Rod Stewart, Village People (Y.M.C.A., Kultsong der Schwulenszene bis heute), Umberto Tozzi, Bino und Plastic Bertrand.
1978 sterben neben den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul I. der Maler Giorgio de Chirico, der mit seiner «metaphysischen Schule» den Stil der Surrealisten vorweggenommen hatte, der Schauspieler Charles Boyer, der seine vermutlich berühmteste Rolle 1943 als Gregory Anton in dem Film «Das Haus der Lady Alquist» hatte, in dem er versucht, seine Frau Paula – gespielt von Ingrid Bergman – davon zu überzeugen, dass sie wahnsinnig sei, die Anthropologin und Ethnologin Margaret Mead sowie die ehemalige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir. Margaret Mead wurde durch ihre Forschungsreisen von 1931 nach Neuguinea weltberühmt, wo sie die Stämme der Arapesh, Tchambuli und Mundugumor erforschte und aus ihrem Material folgerte, dass die uns bekannten Geschlechterrollen kulturell bedingt seien und nicht genetisch vorgegeben. Sie war die erste Person, die diese These empirisch zu belegen schien und gab damit den gesamten Sozialwissenschaften neue Impulse.

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