"Und die Erkenntnis, dass dabei die organischen Formen ein unvergleichlich besseres Modell der Entwicklung des Menschen liefern als das mechanistische Weltbild, ist eine grössere wissenschaftliche Einsicht als jede physikalische Entdeckung von Archimedes bis Newton und Einstein. Der Fehler, der verhinderte, dass diese neue Auffassung vom Leben, die man heute Ökologie nennt, nicht schon längst erkannt und bewertet wurde, war, dass man sie zunächst als sogenannten Sozialdarwinismus missverstand - indem man sie nur mit dem Prinzip der organischen Evolution identifizierte und auf einen einzigen Aspekt dieser Evolution beschränkte, auf den der Anpassung und des Überlebens durch natürliche Auslese nämlich. Heute müssen wir aber zu einem geozentrischen, organischen und menschlichen Modell übergehen, das auf einer höheren geistigen Stufe steht - zu einem Modell also, in dem der Mensch zwar wieder Mittelpunkt des organischen Lebens ist, aber nicht mehr als ein auserwähltes Wesen mit göttlichem Adelspatent und somit Herr des Ganzen, sondern nur noch als dessen von ebendiesem Ganzen abhängige, zarte oberste Spitze. Alles andere kommt einer endgültigen Flucht aus der Wirklichkeit der organischen Welt und aus dem Kreislauf des Lebens in das Nichts gleich - in die Anti-Kreativität, die Entropie, die Unordnung und das Chaos -, ist also nekrophil und geschieht aus Liebe zum Tod und nicht aus Liebe zum Leben. ... Auf Grund der chemischen und physikalischen Eigenschaften der Erde ist die Natur hier für die Entstehung des Lebens prädisponiert, also lebensfreundlich - aber die Probe der Zeit bestehen nur Organismen, die sich selbst reproduzieren und erneuern können, die also sowohl Kontinuität bewahren wie schöpferische Kraft beweisen, und deshalb ist die vielleicht allerwichtigeste Aufgabe, die wir heute haben, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass die ganze organische Welt möglichst fehlerfreundlich bleibt und dass auch wir Menschen uns um eine Lebensweise bemühen, die möglichst fehlerfreundlich ist."
E.Y. Meyer, Das System des Doktor Maillard
Sonntag, 2. März 2008
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