Sonntag, 21. Dezember 2008
Hochzeiten und Scheidungen
Er legte sich aufs Bett, sank schon eher darauf.
"Woran denkst du, Jakob?"
"An Hochzeit", sagte er mit bebender Stimme, "an Verbindungen - zwischen Essen und Magen, Leib und Seele. Es ist schwieriger, Leib und Seele unter einen Hut zu bringen, als Mann und Frau. Von dieser Ehe kann man sich nicht mal scheiden lassen. Nur umbringen kann man sich, aber was nützt das? Leib und Seele müssen fähig sein, gemeinsam aufzuwachsen, gemeinsam zu altern, dann sind sie wie zwei arme alte Vögel im selben Käfig, die beide keine rechte Kraft mehr in den Flügeln habe. Der Körper ist schon schwach und hinfällig, die Seele reuig und vergesslich, und voneinander fliehen können sie auch nicht. Nu, was bleibt, ist nur verzeihen können. Das ist die Weisheit, die bestehen bleibt, nachdem all die anderen Weisheiten am Ende sind: verzeihen können. Wenn nicht einem anderen Menschen, dann wenigstens sich selbst verzeihen."
aus: Meir Shalev: Judiths Liebe. Diogenes 1998
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen