Donnerstag, 10. Juli 2008
«So wie Grass aussieht, schreibt er auch»
Auszug aus einem Interview mit Maxim Biller in der NZZ am Sonntag vom 6. Juli
Frage: Sind die 68er schuld an der Political Correctness?
Nein! Die ist ja gerade ein Popanz der Rechten. Aber alle Ideologie ist widerlich. Es ist auch Ideologie, eine Frauenquote zu fordern. Entweder die Frauen sind besser oder nicht! Die Juden hatten auch keine Quoten und haben’s gerade deshalb geschafft, besser zu sein als die anderen.
Was stört Sie sonst noch an der 68ern?
Sie waren hässlich angezogen. Jemand, der nicht weiss, was ein schöner Schuh ist, der wird auch nicht wissen, was ein schöner Satz ist.
Sie hatten alle hässliche Schuhe?
Sie waren hässlich, hatten hässliche Frauen und hässliche Einheitsgedanken. Ich kenne nicht viele, die schön schreiben können. Ich weiss nicht, ob Handke als 68er gilt, er ist einer der Hübscheren. Aber schauen Sie sich Grass an: So wie Grass aussieht, schreibt er auch. Affensätze. Voller Floskeln, ohne Rhythmus, selbstgefällig.
(…)
Fehlt es unserer Zeit an Idealen?
Das ist eine reaktionäre Frage! Wer braucht schon Ideale? Ich glaube, dieser Schweizer Politiker, Blocher, der hat Ideale. Lieber jemanden ohne Ideale als jemanden mit solchen.
Was ist an die Stelle der Ideale gerückt?
Einige Leute hoffen, es würde die Religion werden, andere, es würde die Nation. Beide Themen schaffen’s wohl nicht, zu altmodisch. Irgendwann werden wir überrant, überrollt werden von etwas ganz anderem. Aber das ist ja toll, dass Sie mich für einen Propheten halten!
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