Sonntag, 30. Mai 2010
Samstag, 22. Mai 2010
Montag, 17. Mai 2010
Zwei Leben
Ich habe in den letzten Wochen zwei Lebengeschichten gelesen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Die eine, verfasst anfangs der Siebzigerjahre von Golo Mann, ist ein beinahe 1000 Seiten starker Wälzer zum Leben von Wallenstein, Generalissimus des Kaisers von Österreich, Ferdinand II., Herzog von Friedland und Mecklenburg, überragende Figur im dreissigjährigen Krieg und also die Lebensgeschichte eines bedeutenden Menschen. Andererseits die literarische Spurensuche von Markus Werner, der den Lebensstationen seines Ururgrossvaters Heinrich Bluntschli zu folgen versucht und darüber ein schmales Bändchen mit dem Titel „Der ägyptische Heinrich“ publiziert hat, das zum besten gehört, was die neuere Literatur der Schweiz zu bieten hat.
Heinrich war im Gegensatz zu Albrecht, Bluntschli anders als Wallenstein ein ganz gewöhnlicher Mensch und eigentlich das, was man nach den Normen seiner Zeit einen Versager zu nennen pflegte. Allerdings, rollt man die Lebensgeschichten der beiden vom Ende her auf, war Heinrich wahrscheinlich der glücklichere von beiden.
Wallenstein wurde zuletzt, als Verräter diffamiert, der er wahrscheinlich gar nicht war, und selber verraten und verkauft, im äussersten Winkel Böhmens, in Eger, niedergestochen; damals war er bereits seit Jahren chronisch krank, konnte sich wegen der Gicht, die er Podagra nannte, kaum mehr bewegen, litt an Verstopfung, Magenbrennen und wahrscheinlich auch Syphilis.
Überhaupt konnte er seinen Reichtum, den er sich unter mehr oder weniger dubiosen Umständen zusammengerafft hatte und der ebenso schnell zerronnen wie gewonnen war, nie so recht geniessen (er litt im Gegenteil stets unter der Furcht vor Verarmung), und auch Ruhm, Macht und Ehre waren ungetreue Gesellen, deren Freundschaft sich leicht ins Gegenteil verkehrte. Auch scheint es in Wallensteins Leben, folgt man der Beschreibung Golo Manns, wenig Liebe und Platz für weichere Gefühle als solche, die mit Kopfabschlagen, Rauben, Morden und Brandschatzen einhergingen, gegeben zu haben. Es waren eben harten Zeiten, und noch die Glücklichsten unter den Unglücklichen mussten erfahren, was alle Menschen im Zeitalter des Barock als Erkenntnis mit sich ins Grab nehmen durften, nämlich dass das Leben vor allem und in erster Linie Leiden ist, etwas, was die Buddhisten ja auch heute noch behaupten und was sich zu allen Zeiten schwerlich widerlegen lässt.
Am dreissigjährigen Krieg lässt sich sehr schön die Absurdität des menschlichen Daseins belegen, man erkennt aber im Kern der politischen Diskussionen, Entscheidungen und folgenreichen Handlungen jener Zeit das Debattieren, Entscheiden und folgenreiche Handeln unserer heutigen Politiker - insofern lässt sich schon etwas lernen aus der Geschichte.
Betrachtet man die Kriegszüge und Schlachten in der ersten Hälfte es siebzehnten Jahrhunderts, die Feindschaften, die nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Kursfürsten, Herzogen, Königen und Kaisern auf Kosten ihrer Völker ausgetragen wurden, erkennt man kein Muster und keinen Sinn. Irgendwie taktierten und paktierten und intrigierten aus rein egoistischen Gründen (obwohl natürlich edlere Gründe wie etwa der Kampf um die allein wahrhaftige Religion vorgeschoben wurden) alle gegen alle in stets wechselnden Koalitionen, mal die Österreicher mit den Bayern gegen die Norddeutschen und die Schweden, dann wieder die Österreicher mit den Spanier gegen die Franzosen, dann wieder die Bayern mit den Franzosen gegen die Spanier usw. usf., oder eben der österreichische Kaiser gegen den französischen König und dessen Richelieu, Kurfürst Maximilian von Bayern gegen König Gustav Adolf von Schweden etc., und mittendrin unser gichtgeplagter Wallenstein mit seinem gewaltigen, bis 100'000 Mann starken Heer.
Das grösste Problem des damaligen Kriegens waren nicht die Schlachten, von denen es wenige gab und die oft nicht sehr lange dauerten; sie waren zwar grausam und blutig, wurden aber immerhin Mann gegen Mann gefochten. Verheerender war vielmehr, dass die Heere verpflegt werden mussten und sie sich, weil zu ihrem Unterhalt von den Fürsten stets zuwenig finanzielle Mittel aufgebracht werden konnten, anderweitig durch Rauben, Morden, Vergewaltigen und Brandschatzen schadlos hielten. Welche verheerende Wirkung diese Tatsache in einem Krieg, der dreissig Jahre dauerte, für die betroffene Bevölkerung - im Verbund mit Pest und anderen Seuchen - hatte, kann man nur erahnen.
Der Ururgrossvater von Markus Werner (oder seinem literarischen Alter Ego) lebte etwa zweihundert Jahre nach Wallenstein und war ein Zeitgenosse von Gottfried Keller, auf dessen Grünen Heinrich sich Markus Werner mit dem Titel ja auch bezieht. Heinrich Bluntschli, Sohn des trinkfreudigen Pfarrers von Oberurdorf, war offenbar ein eher fantasiebegabtes Kind, das davon träumte, mit Seide zu handeln. Später war er beruflich vor allem eins: erfolglos.
Konsequent setzt der junge Mann, inzwischen verheiratet und mit Kind, ein geschäftliches Unternehmen nach dem andern in den Sand. Er lebt gern auf zu grossem Fuss und träumt lieber, auf dem Strohsack in einer Ecke seines Kontors liegend, von beruflichen Erfolgen, als etwas dafür zu tun. Nein, fleissig ist Heinrich nicht, und auch nicht unbedingt pflichtbewusst – vor den Ansprüchen seiner Familie und seiner Gläubiger entflieht er nach Ägypten, wo er es zum „Postdirektor“ von Isma’ilia, einer Stadt, die beim Timsahsee, einem den Bitterseen vorgelagerten Salzsee, am Sueskanal in der Mitte zwischen Port Said im Norden und Sues im Süden gelegen ist, etwa 120 km von Kairo entfernt. Vielleicht war er auch der Direktor eines Salzbergwerks, ein Bekannter und Mitarbeiter von Ferdinand Lesseps, dem Leiter der Erbauung des Suezkanals, ein Günstling des türkischen Paschas, der damals in Ägypten regierte - man weiss es nicht genau und der Autor, auf Spurensuche in Ägypten, findet es auch nicht heraus.
Sicher ist dagegen, dass dem Heinrich in Ägypten das Liebesglück in Gestalt der jungen und schönen Catherine, mit der er drei oder vier Kinder hat, noch einmal lacht. Wahrscheinlich, so darf spekuliert werden, hat der Träumer und Versager tatsächlich mehr vom Leben gehabt als der erfolgreiche Machtmensch mit den Kisten voller Gold, den Teppichen aus Venezien und den edlen arabischen Pferden.
Zwei Lebensgeschichten, die die Abfolge meiner Lektüre in zufällige Nachbarschaft gebracht hat. Gemeinsam ist ihnen, dass sie literarisch gespiegelt und deshalb hoch verfremdet sind; die Menschen, die hier beschrieben werden, hat es so ganz sicher nicht gegeben. Es sind interpretierte Leben; aber vielleicht sind Biografien nur so zu fassen, als Geschichten, die erzählt werden müssen, damit sie einen Zusammenhang haben und einen Sinn ergeben.
Heinrich war im Gegensatz zu Albrecht, Bluntschli anders als Wallenstein ein ganz gewöhnlicher Mensch und eigentlich das, was man nach den Normen seiner Zeit einen Versager zu nennen pflegte. Allerdings, rollt man die Lebensgeschichten der beiden vom Ende her auf, war Heinrich wahrscheinlich der glücklichere von beiden.
Wallenstein wurde zuletzt, als Verräter diffamiert, der er wahrscheinlich gar nicht war, und selber verraten und verkauft, im äussersten Winkel Böhmens, in Eger, niedergestochen; damals war er bereits seit Jahren chronisch krank, konnte sich wegen der Gicht, die er Podagra nannte, kaum mehr bewegen, litt an Verstopfung, Magenbrennen und wahrscheinlich auch Syphilis.
Überhaupt konnte er seinen Reichtum, den er sich unter mehr oder weniger dubiosen Umständen zusammengerafft hatte und der ebenso schnell zerronnen wie gewonnen war, nie so recht geniessen (er litt im Gegenteil stets unter der Furcht vor Verarmung), und auch Ruhm, Macht und Ehre waren ungetreue Gesellen, deren Freundschaft sich leicht ins Gegenteil verkehrte. Auch scheint es in Wallensteins Leben, folgt man der Beschreibung Golo Manns, wenig Liebe und Platz für weichere Gefühle als solche, die mit Kopfabschlagen, Rauben, Morden und Brandschatzen einhergingen, gegeben zu haben. Es waren eben harten Zeiten, und noch die Glücklichsten unter den Unglücklichen mussten erfahren, was alle Menschen im Zeitalter des Barock als Erkenntnis mit sich ins Grab nehmen durften, nämlich dass das Leben vor allem und in erster Linie Leiden ist, etwas, was die Buddhisten ja auch heute noch behaupten und was sich zu allen Zeiten schwerlich widerlegen lässt.
Am dreissigjährigen Krieg lässt sich sehr schön die Absurdität des menschlichen Daseins belegen, man erkennt aber im Kern der politischen Diskussionen, Entscheidungen und folgenreichen Handlungen jener Zeit das Debattieren, Entscheiden und folgenreiche Handeln unserer heutigen Politiker - insofern lässt sich schon etwas lernen aus der Geschichte.
Betrachtet man die Kriegszüge und Schlachten in der ersten Hälfte es siebzehnten Jahrhunderts, die Feindschaften, die nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen Kursfürsten, Herzogen, Königen und Kaisern auf Kosten ihrer Völker ausgetragen wurden, erkennt man kein Muster und keinen Sinn. Irgendwie taktierten und paktierten und intrigierten aus rein egoistischen Gründen (obwohl natürlich edlere Gründe wie etwa der Kampf um die allein wahrhaftige Religion vorgeschoben wurden) alle gegen alle in stets wechselnden Koalitionen, mal die Österreicher mit den Bayern gegen die Norddeutschen und die Schweden, dann wieder die Österreicher mit den Spanier gegen die Franzosen, dann wieder die Bayern mit den Franzosen gegen die Spanier usw. usf., oder eben der österreichische Kaiser gegen den französischen König und dessen Richelieu, Kurfürst Maximilian von Bayern gegen König Gustav Adolf von Schweden etc., und mittendrin unser gichtgeplagter Wallenstein mit seinem gewaltigen, bis 100'000 Mann starken Heer.
Das grösste Problem des damaligen Kriegens waren nicht die Schlachten, von denen es wenige gab und die oft nicht sehr lange dauerten; sie waren zwar grausam und blutig, wurden aber immerhin Mann gegen Mann gefochten. Verheerender war vielmehr, dass die Heere verpflegt werden mussten und sie sich, weil zu ihrem Unterhalt von den Fürsten stets zuwenig finanzielle Mittel aufgebracht werden konnten, anderweitig durch Rauben, Morden, Vergewaltigen und Brandschatzen schadlos hielten. Welche verheerende Wirkung diese Tatsache in einem Krieg, der dreissig Jahre dauerte, für die betroffene Bevölkerung - im Verbund mit Pest und anderen Seuchen - hatte, kann man nur erahnen.
Der Ururgrossvater von Markus Werner (oder seinem literarischen Alter Ego) lebte etwa zweihundert Jahre nach Wallenstein und war ein Zeitgenosse von Gottfried Keller, auf dessen Grünen Heinrich sich Markus Werner mit dem Titel ja auch bezieht. Heinrich Bluntschli, Sohn des trinkfreudigen Pfarrers von Oberurdorf, war offenbar ein eher fantasiebegabtes Kind, das davon träumte, mit Seide zu handeln. Später war er beruflich vor allem eins: erfolglos.
Konsequent setzt der junge Mann, inzwischen verheiratet und mit Kind, ein geschäftliches Unternehmen nach dem andern in den Sand. Er lebt gern auf zu grossem Fuss und träumt lieber, auf dem Strohsack in einer Ecke seines Kontors liegend, von beruflichen Erfolgen, als etwas dafür zu tun. Nein, fleissig ist Heinrich nicht, und auch nicht unbedingt pflichtbewusst – vor den Ansprüchen seiner Familie und seiner Gläubiger entflieht er nach Ägypten, wo er es zum „Postdirektor“ von Isma’ilia, einer Stadt, die beim Timsahsee, einem den Bitterseen vorgelagerten Salzsee, am Sueskanal in der Mitte zwischen Port Said im Norden und Sues im Süden gelegen ist, etwa 120 km von Kairo entfernt. Vielleicht war er auch der Direktor eines Salzbergwerks, ein Bekannter und Mitarbeiter von Ferdinand Lesseps, dem Leiter der Erbauung des Suezkanals, ein Günstling des türkischen Paschas, der damals in Ägypten regierte - man weiss es nicht genau und der Autor, auf Spurensuche in Ägypten, findet es auch nicht heraus.
Sicher ist dagegen, dass dem Heinrich in Ägypten das Liebesglück in Gestalt der jungen und schönen Catherine, mit der er drei oder vier Kinder hat, noch einmal lacht. Wahrscheinlich, so darf spekuliert werden, hat der Träumer und Versager tatsächlich mehr vom Leben gehabt als der erfolgreiche Machtmensch mit den Kisten voller Gold, den Teppichen aus Venezien und den edlen arabischen Pferden.
Zwei Lebensgeschichten, die die Abfolge meiner Lektüre in zufällige Nachbarschaft gebracht hat. Gemeinsam ist ihnen, dass sie literarisch gespiegelt und deshalb hoch verfremdet sind; die Menschen, die hier beschrieben werden, hat es so ganz sicher nicht gegeben. Es sind interpretierte Leben; aber vielleicht sind Biografien nur so zu fassen, als Geschichten, die erzählt werden müssen, damit sie einen Zusammenhang haben und einen Sinn ergeben.
Montag, 3. Mai 2010
Traurige Jäger (Schluss)
Epilog
Tief unten schlängelt sich silbrig der Fluss. Links und rechts wachsen die Hügel, wachsen zu Bergen, zu gewaltigen bewaldeten Rücken und Buckeln, man sieht nur Wald, in hellerem Grün leuchten die Laubbäume, in dunklerem Grün dazwischengestreut die Tannen. Man sieht, da es Zeit nicht gibt, wie die Pflanzen sich mit kraftvollen Bewegungen der Sonne entgegen dehnen, man sieht nur Wald und das Schwimmen der Wolken am Horizont, ein Gewitter, das sich schwarz in den Himmel schiebt, tief unten das silbrige Band des Flusses und über den Hügeln die Sonne, die in ihrem Licht versinkt. Vögel gleiten durch die Luft, singen ihren Abendgesang. Sonst hört man nur den Wind, der auf Hohlkörpern seine Lieder spielt.
Aber mein Mund ist kein Auge, mein Mund ist nicht das Ohr. Der Zauber liegt nur ganz dünn wie goldener Staub auf meinen Gedanken und Worten, wenn ich beschreiben will, was das Wesen sieht und hört.
Das Wesen sitzt auf einem Felsvorsprung hoch oben über dem Fluss, sein Ohr ist offen und lauscht, es sitzt und schaut und lauscht die Ewigkeit des Moments, die absolute Gegenwart; sonst nichts. Es ist am Ziel seiner Träume angekommen; es ist am Ziel aller Träume angekommen, denke ich. Ich betrachte das Wesen nur ab und zu verstohlen aus den Augenwinkeln vom
Götzenhimmel der Sprache aus, denn ich fürchte mich vor seiner Schönheit, für die meine Worte zu dürr und zu kümmerlich sind.
Ich möchte es erlegen, das Wesen, wie ein Jäger sein Wild. Ich möchte es nicht verletzen oder vertreiben, denn ich weiss, es ist scheu. Ich möchte es beschützen, denn ich ahne, man wird es zerstören, wenn es nicht zu entwischen vermag.
Tief unten schlängelt sich silbrig der Fluss, und ich warte, bis die Dämmerung grösser geworden ist und ich mich im milderen Licht des Mondes näher an das Wesen heranwagen darf.
Jetzt sehe ich nur noch die Silhouette, die feine Linie des Profils, den zarten Umriss der Glieder. Ich weiss, dass es kein Mensch, sondern ein Engel ist.
Und ich bin sein Schatten.
Das Wesen wittert mich wie ein wildes Tier. Eine fast unmerkliche Bewegung, ein Schaudern geht durch seinen Körper.
Tief unten schlängelt sich silbrig der Fluss.
Tief unten schlängelt sich silbrig der Fluss. Links und rechts wachsen die Hügel, wachsen zu Bergen, zu gewaltigen bewaldeten Rücken und Buckeln, man sieht nur Wald, in hellerem Grün leuchten die Laubbäume, in dunklerem Grün dazwischengestreut die Tannen. Man sieht, da es Zeit nicht gibt, wie die Pflanzen sich mit kraftvollen Bewegungen der Sonne entgegen dehnen, man sieht nur Wald und das Schwimmen der Wolken am Horizont, ein Gewitter, das sich schwarz in den Himmel schiebt, tief unten das silbrige Band des Flusses und über den Hügeln die Sonne, die in ihrem Licht versinkt. Vögel gleiten durch die Luft, singen ihren Abendgesang. Sonst hört man nur den Wind, der auf Hohlkörpern seine Lieder spielt.
Aber mein Mund ist kein Auge, mein Mund ist nicht das Ohr. Der Zauber liegt nur ganz dünn wie goldener Staub auf meinen Gedanken und Worten, wenn ich beschreiben will, was das Wesen sieht und hört.
Das Wesen sitzt auf einem Felsvorsprung hoch oben über dem Fluss, sein Ohr ist offen und lauscht, es sitzt und schaut und lauscht die Ewigkeit des Moments, die absolute Gegenwart; sonst nichts. Es ist am Ziel seiner Träume angekommen; es ist am Ziel aller Träume angekommen, denke ich. Ich betrachte das Wesen nur ab und zu verstohlen aus den Augenwinkeln vom
Götzenhimmel der Sprache aus, denn ich fürchte mich vor seiner Schönheit, für die meine Worte zu dürr und zu kümmerlich sind.
Ich möchte es erlegen, das Wesen, wie ein Jäger sein Wild. Ich möchte es nicht verletzen oder vertreiben, denn ich weiss, es ist scheu. Ich möchte es beschützen, denn ich ahne, man wird es zerstören, wenn es nicht zu entwischen vermag.
Tief unten schlängelt sich silbrig der Fluss, und ich warte, bis die Dämmerung grösser geworden ist und ich mich im milderen Licht des Mondes näher an das Wesen heranwagen darf.
Jetzt sehe ich nur noch die Silhouette, die feine Linie des Profils, den zarten Umriss der Glieder. Ich weiss, dass es kein Mensch, sondern ein Engel ist.
Und ich bin sein Schatten.
Das Wesen wittert mich wie ein wildes Tier. Eine fast unmerkliche Bewegung, ein Schaudern geht durch seinen Körper.
Tief unten schlängelt sich silbrig der Fluss.
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