Samstag, 7. Februar 2009
Games people play
Die New Yorker haben eine sehr eigenartige Form der Kommunikation. Sie sprechen dich unvermittelt an, so nebenbei in einem leicht nuschelnden Plauderton, als würden sie dich schon lange kennen, werfen dir irgendeine meist nebensächliche Bemerkung an den Kopf und wenden sich dann gelassen wieder von dir ab. Aber vielleicht erscheint das nur so, und Felix kann einfach ihren Code nicht knacken. Auf jeden Fall ist für ihn die Art der US-Amerikaner, zu kommunizieren, weitaus seltsamer als beispielsweise die Kommunikation der Indonesier. Gut, das kann daran liegen, dass er die Indonesier eben besser kennt, aber es ist schon eigenartig, da eine Stadt wie New York doch eigentlich sehr europäisch geprägt ist. Auf jeden Fall kommt Felix hier kein einziges Mal mit jemandem in ein ernsthaftes Gespräch (ausser einmal, aber das ist mit einem Chinesen). Vielleicht liegt das ja auch an Felix. Anlass zu Small Talk gibt es oft, aber es ergibt sich nichts daraus, und Felix hat stark den Verdacht, dass er, weil er die entsprechenden Codes nicht kennt, falsch, das heisst unangemessen reagiert. Die Leute sprechen selbstverständlich auch hier, in diesem multiethnischen Schmelztiegel, miteinander, Felix hat es gesehen. Es ist allerdings nicht die Art von Felix, andere einfach anzuquatschen, was er wahrscheinlich tun sollte und was vielleicht von ihm erwartet wird und was ihn ziemlich sicher einige schöne Begegnungsmöglichkeiten kostet.
Felix besucht das Museum of the City of New York am Rand des Central Parks, wo per Zufall gerade ein Gospel-Konzert mit jungen Gesangstalenten aus Harlem, Brooklyn, der Bronx etc. stattfindet (das Museum ist auch sonst zu empfehlen, aber dieses Konzert ist der absolute Hammer). Die Kids sind alle so um die 15, 16 Jahre alt. Der Power dieser Stimmen und das Rythmusgefühl dieser Körper bewirkt, dass Felix das bekommt, was Aluk als Chicken Skin bezeichnet, wobei der sich jeweils über die Haut streicht und pantomimisch am ganzen Körper erschauert. Felix hat also Hühnerhaut, es stehen ihm sämtliche Haare zu Berg und es treibt ihm wieder einmal Tränen in die Augen (und es wässert nicht nur Felix, der nahe am Wasser gebaut hat oder ist). Einer der Jungen, der Vorsänger und heimliche Star der Truppe und eine gay queen, wie sie im Buche steht, ist ein echtes Talent, und Felix ist überzeugt davon, dass von diesem Talent die Welt des internationalen Showbiz noch hören wird
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